Am Donnerstag, den 31. August 2023 ging es für uns gemeinsam mit unseren Familien zum Flughafen nach Amsterdam. Nach einem letzten gemeinsamen Abendessen hieß es dann Abschied nehmen. Um 20:55 Uhr startete dann unser Flieger nach Buenos Aires und gleichzeitig unser Abenteuer in Südamerika.
Angekommen am Flughafen in Buenos Aires bauten wir dann unsere Fahrräder zusammen. Noch bevor wir starten konnten, kam jedoch ein Mann auf uns zu, der uns mitteilte, dass es seit kurzem verboten sei die einzige Straße vom Flughafen weg mit dem Fahrrad zu benutzen. Er bot uns jedoch an uns bis in die Stadt bringen und erklärte uns, welche Viertel wir lieber vermeiden sollten.
So mussten wir also nur noch durch die halbe Stadt fahren, um zu Verwandten von Charlotte zu kommen, bei denen wir die ersten Tage unterkommen konnten.
Da das Fahren in der Stadt durch die vielen Kreuzungen und Stopps wenig Spaß machte, waren wir froh, als wir 5 Kilometer vor dem Ziel das erste Mal den Río de la Plata sahen.
Die ersten Tage
Das erste Wochenende war leider sehr veregnet und kalt, sodass wir uns gegen einen Besuch der Stadt entschieden und stattdessen die letzten Vorbereitungen an den Fahrrädern machten und unsere ersten Tage planten.
Am Montag stand für uns dann allerdings bei etwas besserem Wetter doch noch eine kleine Sightseeingtour an. Wir fuhren mit dem Bus zwei Stunden bis nach La Boca zum Stadion der Boca Juniors. Von dort aus gingen wir dann zu Fuß zurück. Wir besuchten den Mercado San Telmo, den Plazo de Mayo, sowie den Obelisken. Weiter ging es zur Floralis Genérica und dann von Palermo aus wieder mit dem Uber zurück nach Hause.
Den Dienstag nutzen wir dann noch um für die ersten Tage einzukaufen und alles zu packen, sodass es Mittwoch Vormittag endlich losgehen konnte.
Die Tour beginnt
Am ersten richtigen Tag der Tour hieß es erstmal raus aus der Stadt. Obwohl wir schon in der Vorstadt starteten, dauerte es fast den ganzen Tag, bis wir endlich mal weiter als 500 Meter fahren konnten, ohne Anhalten zu müssen. Die Freude war aber schnell wieder dahin, als Komoot uns auf eine Erdpiste lotste, die einige Kilometer später zu einem Wanderweg und dann zu einem zugewachsenen Pfad wurde. Es folgte über eine Stunde gemeinsames Schieben der Räder inklusive Abmontieren aller Taschen.
Nachdem wir diesen Abschnitt hinter uns hatten, folgte mit Luján schon die nächste Stadt. Auch hier ging es wieder kilometerweit durch Armenviertel, in denen wir uns jedoch nie unsicher fühlten. Erschreckend war allerdings trotzdem, wie die Menschen hier unter der hohen Inflation leiden und viele fast nichts mehr haben. Hinzu kommt, dass besonders in den Armenvierteln überall haufenweise Müll und teilweise auch halbverweste Hunde oder Kühe liegen.
Kurz hinter Luján in einem kleinem Vorort fanden wir dann unseren ersten Schlafplatz. Neben einer Brücke die über einen kleinen Fluss führte, war leider doch noch viel Verkehr, aber nach 88 km hatten wir keine Lust mehr uns etwas andere zu suchen.
Der zweite Tag startete dann kurz nach dem Zeltabbau mit Regen, der uns den ganzen Vormittag begleiten sollte. Nach einiger Zeit wurde dies zum Problem, da wir wieder über eine Erdpiste mussten und der Schlamm zwischen Reifen und Schutzblech uns stoppte. Zum Glück war es jedoch noch nicht so schlimm, dass wir gar nicht mehr fahren konnten. Trotzdem freuten wir uns, als wir mittags wieder eine asphaltierte Straße erreichten, die wir den Rest des Tages fahren wollten. Die Ruta 5 war zwar viel befahren, hatte aber einen Standstreifen, auf dem wir die ersten Kilometer gut voran kamen. Leider verschwand dieser dann jedoch, sodass die LKW nun direkt neben uns mit Autobahn-Geschwindigkeit vorbeirasten. Alle zwei Minuten mussten wir nach rechts auf den Rasen ausweichen, da die LKW wenig Rücksicht nahmen. Da dies viel zu gefährlich war, wichen wir nach knapp 10 Kilometern auf eine Nebenstraße aus. Diese stellte sich jedoch leider als matschige Buckelpiste heraus. Für die letzten 30 Kilometer brauchten wir deshalb bei Gegenwind dann noch einmal über 3 Stunden.
Übernachtet haben wir dann an einer der YPF Tankstellen, die hier an den großen Straßen fast überall vertreten sind.
Nun mussten wir uns entscheiden, ob die vielbefahrene und gefährliche Ruta 5 oder die buckelige Erdpiste für die nächsten 110 Kilometer das kleinere Übel ist?
Die Wahl fiel auf die Erdpiste, jedoch entschieden wir uns die Etappe auf zwei Tage aufzuteilen, da schon 50 Kilometer auf einer solchen Buckelpiste keinen Spaß machen. Wir kamen aber zumindest besser voran, als den Abend zuvor, sodass wir bereits am Nachmittag unser Tagesziel erreichten. An einer Lagune gab es einen kostenlosen Campingplatz mit vielen Grill-Parzellen und Waschbecken. Wir nutzen die Zeit für die erste Wäsche und am Abend ein großes Abendessen bestehend aus 500 Gramm Nudeln und einer hervorragenden Tomatensoße mit Karotten, Paprika, Zwiebeln und Mais.
Gestärkt starteten wir den folgenden Tag nach einem Frühstück mit Blick auf Flamingos in Richtung 9 de Julio (einige Orte sind hier scheinbar nach Daten benannt). Es ging wieder über die altbekannte Buckelpiste, von der wir allmählich wirklich genug hatten.
Zumindest ein bisschen Motivation verschafften uns immer wieder die Medialunas (kleine, süße Croissants), mit denen wir uns täglich eindeckten.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann kurz vor einem Park, in dem wir übernachten wollten noch eine YPF Tankstelle, die diesmal sogar W-Lan hatte. Nachdem wir noch kurz mit unseren Eltern telefoniert hatten, waren wir froh, dass wir auch diesen Tag auf der Buckelpiste hinter uns gebracht hatten.
Asphalt und Rückenwind
Der heutige fünfte Tag unserer Tour startete voller Vorfreude, da wir nun endlich wieder auf eine asphaltierte Ruta Provincial kommen sollten. Wir hofften, dass diese kleinere Provinzstraße weniger befahren war, da wir die nächsten 250 Kilometer nicht wieder auf Erdpisten verbringen wollten.
Bereits nach wenigen Kilometern wussten wir, dass dies ein guter Tag werden würde. Die Straße war nicht nur weniger befahren, sondern hatte auch einen Standstreifen. Das i-Tüpfelchen war dann noch der Rückenwind, der uns mit teilweise bis zu 30 km/h Richtung Bolivar schob. Wir kamen hervorragend voran und erreichten trotz einer Tagesetappe von knapp 100 km bereits um 14:40 Uhr die Stadt Bolivar. Übernachten werden wir wieder hinter eine YPF Tankstelle, die uns diesmal sogar die erste Dusche seit fast einer Woche beschert.
Die nächsten Tage wird es für uns dann weiter in Richtung Bahía Blanca gehen. Je nachdem wie viel Verkehr die Straßen dort haben, werden wir dann schauen, ob wir uns eventuell einen Teil der Strecke Richtung Ushuaia von einem LKW mitnehmen lassen. Wir sind gespannt auf das was kommt und freuen uns endlich unterwegs zu sein!
Hasta luego, Charlotte und Yannik
Moin Yannik u. Charlotte : lese mit richtig viel Spaß eure Beschreibung . Melde mich – und viel Spaß.
Georg